Bezahlbarer Wohnraum wird immer wichtiger 13. Februar 2020 / Wohnen & Bauen

Nur die Stadt, soziale Vermieter und Genossenschaften können für bezahlbaren Wohnraum sorgen

Bezahlbaren Wohnraum schaffen und erhalten ist eine der größten Herausforderungen im Großraum München. Es ist ein Thema, über das ich als Oberbürgermeister in den letzten Jahren besonders viele Gespräche geführt habe. Ich möchte Ihnen heute von einem Gespräch erzählen, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Es gibt Vermieter mit Herz

Ein Kollege im Rathaus erzählte mir, dass er nächste Woche umziehen werde. „Altstadt, super Lage“, schwärmte er. Ich freute mich für ihn, aber sagte auch: „Wird nicht günstig sein.“ Er meinte, das Gegenteil sei der Fall. Die Vermieter ließen die Vermittlung über einen Makler laufen. Als dieser die Wohnung anschaute, meinte er, sie könnten angesichts der Lage und Ausstattung gut und gern 100 Euro mehr verlangen. Die Vermieter lehnten ab. „Die kalkulierte Miete reicht“, sagten sie. Es gibt sie natürlich noch, die Vermieter mit Herz, die nicht verlangen, was der Markt hergibt, sondern das, was sie für einen tatsächlich fairen Preis halten.

Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß auf dem Immobilienmarkt

Gleichzeitig gibt es Immobilienangebote in unserer Stadt, die zum Himmel schreien. Ich erinnere mich an ein Inserat auf Immoscout: 28 Euro kalt pro Quadratmeter. Aber Schwarz-Weiß-Denken ist mir fremd, auch was das Verhältnis von Vermietern und Mietern betrifft. Ja, es gibt Vermieter, oft sind es große Gesellschaften, die rausholen wollen, was der Markt ihnen möglich macht. Aber es gibt auch viele Vermieter, die eben nicht so viel verlangen wie sie könnten. Die nicht jede Gelegenheit zu einer Mieterhöhung nutzen. Diese Vermieter leisten einen großen Beitrag dazu, dass es immer noch Wohnungen in unserer Stadt gibt, die günstiger sind als der tatsächliche Marktpreis. Es gibt Menschen, die behaupten, der Markt regelt alles, und das sei gut so. Ich finde: Es gibt Menschen mit Herz, die nicht alles nutzen, was der Markt ihnen bietet, und das ist besser.

Wer hier arbeitet, soll auch hier leben können

Gleichzeitig haben wir es bei vielen Bauprojekten mit Großinvestoren zu tun, die rein marktwirtschaftlich denken und verlangen, was der Markt hergibt. Es ist ihr gutes Recht, und ich will es ihnen nicht verwehren. Aber ich will diesen Investoren nicht allein die Bauentwicklung in unserer Stadt überlassen. Großinvestoren haben kein Interesse an günstigen Wohnungen. Deswegen will ich auch in den kommenden Jahren intensiv in den sozialen Wohnungsbau investieren. Denn ich finde, dass Menschen, die Pakete ausfahren, die Haare schneiden, die Kranke und Alte pflegen, die Grünanlagen anlegen und Müll abholen, auch Wohnraum in unserer Stadt finden müssen. Diese Menschen leisten Großartiges und Wichtiges, sie sind Teil und beileibe kein schlechterer Teil unserer Gesellschaft, und sie sollen hier nicht nur arbeiten, sondern auch leben können.

Bezahlbarer Wohnraum durch Sozialwohnungen, Einheimischenmodelle und genossenschaftliches Bauen

Deswegen müssen wir als Stadt hier intensiv am Ball bleiben und unser Sozialwohnungsbauprogramm weiter fortsetzen. Auf Flächen der Stadt werden in den kommenden Jahren weit über 100 günstige Wohnungen entstehen. Übrigens nicht nur Mietwohnungen, sondern zum Teil auch als Eigentumswohnungen im Einheimischenmodell. Allerdings brauchen wir für günstigen Wohnungsbau weitere Grundstücke. An diese können wir vor allem über die Sozialgerechte Bodennutzung kommen. Diese verpflichtet die Eigentümer großer Neubaugebiete (z. B. MD-Gelände) einen Teil der Flächen für den Bau von geförderten Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem will ich genossenschaftliche Wohnbauinitiativen unterstützen, die für ihre Mitglieder sicheren und bezahlbaren Wohnraum schaffen. Genossenschaften ermöglichen es ihren Mitgliedern, zugleich Mieter und Anteilseigner, also Miteigentümer, des Wohnbauprojekts zu sein.

Auf den Punkt gebracht

Große Immobilienunternehmen haben kein Interesse an der Schaffung von günstigem Wohnraum. Deswegen müssen wir als Stadt unser Sozialwohnungsbauprogramm weiter fortsetzen, Einheimischenmodelle auflegen und genossenschaftliches Bauen unterstützen. Sozialen Vermietern, die nicht alles verlangen, was der Markt hergibt, gebührt unser Dank.

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