Stadtteilzentren als lebendige Marktplätze 22. Januar 2020 / Wohnen & Bauen

Unsere Stadtteile brauchen lebendige Zentren mit Nahversorgung und Kultur

Lebensmittelgeschäfte gehören in die Stadtteile und nicht auf die grüne Wiese. Das dient nicht nur der wohnortnahen Versorgung, sondern belebt unsere Stadtteilzentren. Wie ich mir das vorstelle, will ich Ihnen hier verraten. Aber auch, wie schwer das ist.

Gleich vorneweg: Es wird nicht einfach

„The trend is your friend – der Trend ist dein Freund“ ist eine beliebte Börsenweisheit. Was an der Börse vielleicht stimmt, gilt für die Nahversorgung in deutschen Städten leider nicht. Da ist der Trend alles andere als unser Freund. Denn der Trend ist ein anderer: Er geht weg von den örtlichen Nahversorgern und hin zu großen Einzelhändlern an den Stadträndern sowie zum billigen Online-Shopping. Nicht nur seltene Waren werden im Internet bestellt, sondern längst auch Produkte des täglichen Bedarfs. Die kleinen Nahversorger in den einzelnen Stadtteilen haben hier leider oft das Nachsehen. Es wird also sicherlich nicht einfach, Nahversorger in die Stadtteilzentren zu bringen.

Die Ausgangslage ist nicht zufriedenstellend

In den vergangenen Jahren haben die beiden Nahversorger in der Altstadt und in Dachau-Süd geschlossen. Der Umsatz stimmte einfach nicht, zu wenige Kunden kauften zu wenige Waren. Denn die großen Versorger, die vor etwa 10 bis 20 Jahren im Schwarzen Graben in Dachau-Ost und am Wettersteinring in Dachau-Süd angesiedelt wurden, sind einfach billiger. Bei den Nahversorgern in den Stadtteilzentren wurde oft nur gekauft, was man beim Großeinkauf vergessen hatte. Auch in der Sudentenlandstraße hat ein Lebensmittelgeschäft geschlossen. Dieses soll dem Eigentümer zufolge aber wiedereröffnet werden. Viele Dachauerinnen und Dachauer müssen wegen der Schließungen lange Wege zur Deckung des täglichen Bedarfs zurücklegen. Dabei wären kurze Wege beim Einkaufen nicht nur bequemer für die Menschen, sondern auch umweltfreundlicher und verkehrsmindernd.

Die Versorgung gehört in die Stadtteile

Ich finde, die Lebensmittelversorgung gehört aber nicht auf die grüne Wiese, sie gehört in die Stadtteilzentren. Deswegen werde ich mich weiterhin intensiv dafür einsetzen, dass dort wieder eine Nahversorgung mit Lebensmitteln entstehen kann. In der Altstadt bezuschussen wir den Umbau des Eingangsbereichs zum Untergeschoss des Kaufhaus Rübsamen (ehemals Hörhammer). Dort will der Eigentümer wieder ein Lebensmittelgeschäft ansiedeln. Auch in den anderen Stadtteilen will ich jede Gelegenheit nutzen, um Nahversorger anzusiedeln. Das wird freilich nicht einfach, da die Lebensmittelversorgung zum Großteil in den Händen großer Ketten liegt. Aber in Gesprächen mit Versorgern habe ich erfahren, dass es Erwägungen gibt, künftig auch wieder kleinere Läden zu betreiben. Auch Genossenschaften oder Kooperativen, deren Ziel nicht Gewinnmaximierung ist, könnten Lösungen bieten.

Auch die Kultur muss in die Stadtteile

Außerdem sollen unsere Stadtteilzentren Treffpunkte für alle Bürgerinnen und Bürger werden. Ein gelungenes Beispiel ist hier der Bürgertreff-Ost. Dank der engagierten Menschen des Bürgertreff-Ost e.V. ist es gelungen, das Stadtteilzentrum am Ernst-Reuter-Platz mit neuem Leben zu füllen. Dieses Modell will ich zum Vorbild für Projekte in anderen Stadtteilen nehmen. Unser großartiges Kulturangebot will ich auf das gesamte Stadtgebiet verteilen. Dadurch entstehen Angebote und Treffpunkte für die Menschen in den einzelnen Stadtteilen und zugleich wird die Begegnung zwischen Bürgerinnen und Bürgern verschiedener Stadtteile gefördert. Dies schafft gleichzeitig Identität im einzelnen Stadtteil und ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in der gesamten Stadt. Auch Stadtteilfeste tragen zu Identitätsstiftung und Zusammengehörigkeit bei.

Auf den Punkt gebracht

Lebensmittelversorgung gehört in die Stadtteilzentren und nicht an den Stadtrand. Den vor Jahrzehnten eingeleiteten Trend umzukehren, wird aber nicht einfach. Die Verteilung von Kulturangeboten auf verschiedene Stadtteile soll die Stadtteilzentren zu Treffpunkten für alle Dachauerinnen und Dachauer machen.

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