Wieviel Wachstum verträgt Dachau? 1. Februar 2020 / Wohnen & Bauen

Bauen, bauen, bauen! Das ist viel zu simpel

Dachau ist in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen. Anfang der 2010er Jahre hatten wir einen Zuwachs von bis zu 900 Menschen im Jahr. In den letzten Jahren haben wir uns deshalb mit der Ausweisung von Bauland zurückgehalten. Das war dringend notwendig, weil damals der Ausbau der sozialen Infrastruktur, vor allem von Kitas und Schulen, verschlafen wurde. Meine Devise ist: Neues Bauland nur, wenn gleichzeitig die dazu nötige Infrastruktur geschaffen wird. Ich möchte Sie zu einem Gedankenspiel einladen.

Nachverdichtung sorgt aktuell für Wachstum auch ohne neue Baugebiete

Aber Entschuldigung, vorher muss ich ein bisschen ausholen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass je komplexer die Themen sind, umso einfachere Antworten manche Politiker bieten. Bauland ausweisen ist eine ebenso einfache wie plumpe Antwort auf Zuzugsdruck, Wohnungsmangel und steigende Mieten. In der Altstadt entstehen gerade an vielen Stellen neue Wohnungen. Fast könnte man den Eindruck haben, dass Baukräne ein fester Bestandteil unserer Stadtsilhouette sind. Ich freue mich darüber, dass alte, leerstehende Häuser um- oder neugebaut werden und damit wieder genutzt werden können. Es ist das Recht eines jeden Immobilienbesitzers, aus seinem Grundstück Nutzen zu ziehen. Das ist gut so. Permanent entsteht in unserer Stadt neuer Wohnraum. Nachverdichtung lautet der baurechtliche Begriff, und diese Nachverdichtung sorgte dafür, dass die Einwohnerzahl in unserer Stadt weiter gewachsen ist. Und zwar langsamer und verträglicher als zuvor. Dazu muss man wissen, dass die Stadt baurechtlich wenig Einfluss auf Nachverdichtung hat. Sie geschieht praktisch ohne Steuerung von oben: Wenn neue Gebäude sich an der Größe der Häuser in der Umgebung orientieren, dürfen sie gebaut werden. Allein durch Nachverdichtung ist die Bevölkerungszahl in Dachau in den letzten Jahren knapp ein Prozent pro Jahr gestiegen.

Mein Gedankenspiel: Was passiert, wenn wir zusätzlich noch neue Baugebiete ausweisen?

Aktuell entstehen auf einem seit Jahren beschlossenen Baugebiet in Augustenfeld neue Wohnungen. Außerdem wird das MD-Gelände bebaut. Allein auf diesen Flächen werden tausende neue Wohnungen entstehen. Nun gibt es Politiker, die zusätzlich zu diesen Baugebieten die Ausweisung weiterer Flächen befürworten. Und jetzt zu meinem Gedankenspiel: Was glauben Sie, welche Auswirkungen das auf das Wachstum unserer Stadt hätte? Wenn wir ohne Baugebiete schon um knapp ein Prozent wachsen, um wieviel größer wäre das Wachstum, wenn wir überall da, wo manche neue Baugebiete fordern, Baurecht schaffen? Meine Überzeugung ist: Wir würden dieses Wachstum nicht schultern können. So viele Kindergärten und Schulen könnten wir gar nicht bauen.

Nur so zum Vergleich: Das ist das Zehnfache des bundesweiten Wachstums

Die Zahl der Menschen in Dachau ist in den vergangenen Jahren also um knapp ein Prozent pro Jahr gestiegen. Das ist in etwa das Zehnfache des Bevölkerungswachstums in ganz Deutschland. Und es gibt Menschen in unserem Land, die der Meinung sind, das wäre schon zu viel. Sicher ist meiner Meinung: Die weitere Ausweisung neuer Bauflächen über die geplanten Flächen hinaus, wäre für Dachau aktuell zu viel. Deswegen ist meine Devise: Konzentrieren wir uns auf Nachverdichtung und die Bebauung beschlossener Baugebiete. Mehr brauchen wir in den nächsten Jahren nicht, und mehr schaffen wir von der Infrastruktur her nicht.

Auf den Punkt gebracht

Nachverdichtung sorgt aktuell für neuen Wohnungsbau. Die beschlossenen Baugebiete in Augustenfeld und auf dem MD-Gelände reichen für viele Jahre. Die Ausweisung zusätzlicher Baugebiete würde der Infrastruktur und der Lebensqualität unserer Stadt nicht nutzen, sondern schaden.

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